Ponygespräche

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Über das Sterben



März 23

Über das Sterben

Hallo,
heute mute ich euch ein schweres Thema zu. Ich möchte mit den Ponys über das Sterben reden. Wem das Thema zu nah geht, der lese einfach nicht weiter oder der melde sich für eine Einzelstunde.
Unsere Gesellschaft hat nur unzureichende Fertigkeiten um bereichernd mit dem Thema Tod umzugehen. Meist erleben wir nur die abgrundtiefe Traurigkeit, werden mit Gefühlen wie Hilflosigkeit, Angst, Schmerz, Verlust und Wut konfrontiert und alleine gelassen. Aber im Grunde genommen gehören das Sterben und der Tod zum Leben dazu.
Für uns im Stall ist das Thema Sterben aktuell, weil bei unserer Pferdeoma Kira die
Lebensenergie weniger wird und ihr Körper wohl irgendwann nicht mehr kann. Es fühlt sich so an, als würde sie sich darauf vorbereiten, dass ihr Körper unsere Welt verlässt.
Ich kenne dieses Gefühl, da ich meine Mutter vor über 10 Jahren während ihres durch Krebs bedingten Sterbeprozesses begleitet habe und auch von dem Tod meiner geliebten Fjordstute Frekkja. Bei meiner Mutter war es ein langsamer Prozess, der sich über Wochen, Monate, Jahre zog. Bei Frekkja war es ein sehr schneller Prozess, bei dem innerhalb von Stunden klar war, dass wir sie einschläfern und gehen lassen werden.
Was zum Sterben auf jeden Fall dazu gehört, ist die große Traurigkeit und die Leere, die eine geliebte Seele hinterlässt, wenn sie geht. Weniger intensiv spüre ich dies auch, wenn eine meiner Zimmerpflanzen eingeht oder ein Baum gefällt wird.
Als meine Mutter im Sterben lag, schloss ich meine Praxis für über einen Monat, weil ich Zeit für ihren Prozess und für mich selbst brauchte.
Bei Frekkja war das anders. Viele meiner Klienten kannten sie und sie hat in ihrem Leben viele Menschen bei ihren ganz eigenen Prozessen begleitet. Ich habe mich damals entschieden, meinen Trauerprozess zusammen mit meinen Klienten zu durchleben. Die professionelle Distanz zwischen Therapeuten und Klient habe ich dafür gegen eine professionelle Authentizität und gemeinsame Trauer eingetauscht. Mit einigen Klienten habe ich zusammen geweint und getrauert. Wir haben gemeinsam einen Gedenkbaum gepflegt und Kerzen angezündet.
Auch unsere Ponyherde, deren Leitstute Frekkja bis zu ihrem Tod war, hat ihren Trauerprozess durchlebt und ihn mit den Menschen, die zu uns kamen, geteilt.
Was den Sterbe- und Trauerprozess beeinflusst, ist der individuelle Glaube an das, was nach dem Tod kommt. Für mich ist der Tod nicht das Ende einer Beziehung zu der verstorbenen Seele. Ich fühle mich nach wie vor mit meiner Mutter, meinen Großeltern und allen voran mit Frekkja sehr verbunden. Sie begleiten mich als so etwas wie Engel oder Ahnen oder Geistführer.

Trotz meiner eigenen Erfahrungen habe ich in der momentanen Situation einige Fragen an die Ponys. Wie erleben Pferde das Sterben? Was denken sie über den Tod, wie gehen sie mit ihrer Trauer um?

„Also, liebe Ponys, was könnt ihr mir über das Sterben sagen?“
Franz: „Der Körper einfach ist dann einfach…weg.“
Kjesta: „Als Frekkja starb, war ich so unendlich traurig. Es hat lange gedauert, bis dieseTraurigkeit verschwunden ist.“
Ich hake nach. „Und was hast du gemacht, um besser oder leichter mit der Traurigkeit umgehen zu können?

Kjesta: „Da gab es nicht, das konnte ich nicht. Ich habe die Traurigkeit und den Schmerz ganz gefühlt und irgendwann wurde es weniger. Ich vermisse Frekkja noch immer. Aber es tut nicht mehr so weh.“
Fuego: „Mein Bruder ist letztes Jahr gestorben. Aber weil wir eh nicht im gleichen Stall gewohnt haben, hat sich unsere innere Beziehung durch seinen Tod gar nicht so viel geändert. Wir haben immer noch innerlich Kontakt.“
Kira: „Es wird etwas magisches, mystisches mit mir passieren. Ein Teil von mir freut sich auf diesen Übergang. Aber der andere Teil ist sehr traurig, weil ich alle meine geliebten Menschen nicht mehr als die Kira in ihrem gewohnten Körper begleiten kann. Ich habe meine Aufgabe, für meine Besitzerin da zu sein, immer sehr ernst genommen. Sie war mein Leben. Ich habe Angst, dass ich sie dann nicht mehr so begleiten kann, wie immer zuvor.“
Randl: ..... (ich empfange keine Antwort)

Mich beschäftigt eine weitere Frage. „Wie geht ihr Ponys mit der Traurigkeit um?“
Franz: „Wir stehen dicht beieinander und begleiten uns gegenseitig. Eine gute Herde ist dann sehr wichtig. Es kann immer einer traurig sein und die anderen kümmern sich ums Weiterleben. Dabei wechseln wir uns ab. Jeder so, wie er es braucht.“
Fuego: „Eigentlich war ich am traurigsten, als ich meine Heimat und meine Familie verlassen musste. Das war schwerer für mich als der Tod von anderen Pferden, diese gemeinsame Trauer kenne ich so eigentlich nicht wirklich. Aber wenn Franz vor mir sterben sollte, dann werde auch ich die Herde brauchen.“
Kjesta: „Es ist wichtig, wie man weiterlebt. Als Frekkja starb, da hat mein Körper trotzdem weitergelebt und es war wichtig, sich um ihn und die Lebenden zu kümmern. Als Frekkja ging, waren es vor allem Schmerz und Verlust, die ich gespürt habe.“
Randl: „Wir Pferde können ganz gut mit Traurigkeit umgehen, so wie mit allen Gefühlen. Wir lassen sie einfach fließen und dann bleiben sie nicht so lange. Aber sie kommen immer mal wieder. Dann lassen wir sie wieder fließen. Gefühle fließen lassen ist sowieso das Wichtigste. Das üben wir mit allen Menschen, die zu uns kommen. Menschen sind nicht so gut im Gefühle fließen lassen. Wenn Menschen das können, dann brauchen sie keine Angst mehr vor intensiven Gefühlen haben.“
Kira: „Auch das selber gehen macht traurig, denn jedes Jahr geht etwas weniger. Ich habe schon viele Abschiede von liebgewonnen Tätigkeiten genommen. Ich springe nicht mehr über Hindernisse, ich erlebe keinen wilden und freien Galopp mehr mit meiner Besitzerin durch die Felder und Wälder, wir gehen nicht mehr auf Wanderschaft und auf Lehrgänge. Ich habe das alles sehr gerne gemacht. Als Letztes habe ich mich auch vom Wälzen verabschieden müssen. Das sind alles sehr viele kleine Schritte, bei denen ich immer eine geliebte Tätigkeit verabschieden musste. Das macht jedes Mal ein bisschen traurig und tut jedes Mal
ein bisschen weh. Aber ich schaue dann, was noch geht und erfreue mich daran. Ich gehe gerne spazieren und freue mich, wenn mich viele Menschen besuchen kommen. Ich liebe es, wenn ich die Menschen austricksen kann und weglaufe, statt auf die Koppel zu gehen, dann kann ich noch ein bisschen Fangen spielen. Das sind meine Freuden. Und der spanische Schritt, den kann ich auch immer noch. Und die vielen Kinder und die Gruppen. Da ist immer noch sehr viel Schönes in meinem Leben, dass mir Spaß macht.“
„Liebe Ponys, was glaubt ihr was nach dem Tod passiert?“
Franz: „Der Körper geht, die Seele bleibt immer. Die Seele ist dann an einem Ort, wo es ihr immer gut geht. Geliebte Menschen und Pferde lassen wir nie alleine.“
Frekkja: „Dann sind wir nur noch Verbindung, Energie, Farbe und nichts tut mehr weh.“

„Liebe Ponys, gibt es noch etwas, was ihr den Menschen zum Sterben und zum Tod sagen möchtet? „
Frekkja: „Lernt das Magische und das Wunder darin zu sehen und spürt es mit aller seiner Kraft.“
Danke, liebe Ponys.


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