Ponygespräche

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zum Thema Gemeinschaft


März 24

Im Dezember 23 ist Besim in die Herde vom Birkenhof eingezogen.

Besim hat die Führung unserer Herde übernommen. Er hat alle Instinkte und Fähigkeiten, um eine Pferdeherde zu führen. Aber er hat überhaupt keinen Zugang dazu, wie unsere Herde gemeinschaftlich mit Menschen zusammenarbeitet. Unsere Herde ist sehr gut darin, gemeinsam eine Art „Heilungsraum“ aufzubauen, ein Netzwerk zu knüpfen. Dazu gehört, ruhig zu werden, wahrzunehmen, gemeinsam zu entscheiden, wer gerade welche Aufgabe übernimmt. Man könnte sagen, unsere Herde arbeitet spirituell, Besim arbeitet weltlich. Er ist ein starker weltlicher Anführer, leider mit wenig Verständnis für das Feine, Leise, Verbindende, das noch da ist.
Ich kenne die Situation, so scheint auch unsere Menschenwelt aufgebaut zu sein. Diejenigen, die in der Welt führende und machtvolle Positionen einnehmen, verstehen nichts von einem förderlichen Miteinander, das darauf angelegt ist, langfristig einen guten Ort für alle Wesen zu schaffen.

Liebe Ponys, erzählt mir etwas über Macht und Gemeinschaft.

Besim: Warum sollte ich etwas verändern. Ich kenne die Welt nur so und mir geht es gut.

Maike: Aber Fugeo geht es unter deiner Führung nicht gut.

Besim: Dann soll er woanders hingehen.

Maike: Besim, die Herde hat viele Jahre damit verbracht, durch ihr Zusammensein einen Raum zu schaffen, aus dem Menschen gestärkt hervorgehen können.

Besim: ??? Eine Herde ist für sich selbst da, um das Überleben ihrer Mitglieder zu sichern, nicht für andere.

Franz: Nein, unsere Herde war immer für sich selbst da und wir haben durch unsere Zusammenarbeit etwas geschaffen, das größer ist als wir selbst und das heilend für alle ist.

Kjesta: Ja, es ist gleichzeitig für uns und für die, die zu uns kommen.

Randl: Es gibt noch mehr Herden, die das auch tun, wir sind miteinander in Kontakt, wir spannen so ein Netz, wo man sich anschließen kann. Etwas, das immer stärker spürbar wird.

Fugeo: Ich bin im Moment so mit dem Überleben beschäftigt, dass ich nicht viel geben kann.
Maike: Was brauchst du, um mit dieser Situation umzugehen? Ich glaube, du hast die schwierigste Rolle.

Fuego: Besims ist vielleicht noch schwieriger, er weiß noch nicht, worum es geht. Für ihn ist es leicht, solange er es nicht weiß. Aber dann wird es sehr schwer für ihn.

Maike: Und was brauchst du?

Fuego: Dass du siehst, wie es mir jetzt geht und dass du den Paddock noch ein bisschen getrennt lässt. Ich halte noch ein bisschen durch, auch wenn es schwer ist.

Besim: Ich glaube, ihr habt nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ihr wollt mich verändern und mir etwas sagen, was ich werden soll, was ich lernen soll, was scheinbar sowieso kommt.
Ich habe alles was ich brauche. Mir geht es hier gut. Ich lerne viel Neues und es macht mir Spaß als Reit- und Therapiepferd ausgebildet zu werden. Ich will nichts mit einer heilenden Herde/Gemeinschaft zu tun haben. Ich weiß wie man eine Herde führt und ich kann das. Also mache ich das.

Franz: Besim hat noch nicht die Weisheit, das zu verstehen.

Kjesta: Aber er ist so süß.

Fuego: Er nervt.

Besim: Dann geh doch

Maike: Stopp : Fuego gehört fest zur Herde. Der geht nicht.
Maike: noch mal, was könnt ihr mir zu der Art sagen, wie unsere Herde arbeitet.

Besim: Ich spüre schon, dass da was anders ist. Da ist mehr zwischen euch als Zusammenhalt und Füreinander da sein. Mehr als nur Überleben. Aber ich kann es nicht richtig greifen. Und nur weil ich es verstehen will, heißt das nicht, dass ich mitmachen will.

Kjesta: Ja, genau das macht unsere Herde. Wir weben ein Netz.

Randl: Wir erschaffen einen Raum. Das machen wir gemeinsam. Jeder bringt das ein, was er kann. Daraus weben wir zusammen ein Netz. Und die Menschen, die dann zu uns kommen, die können so zu sich selbst finden. Sie finden durch unser Netz viel einfacher ihre Wurzeln, ihre Kraft und das, was sie ausmacht. Viele Menschen die zu uns, oder zu den anderen Herden kommen fühlen sich danach glücklicher und schöpfen neue Hoffnung.

Franz: Viele Menschen haben den Zugang dazu in sich verschüttet oder vergessen.

Fuego: Als ich hierher kam, hatte ich es auch verloren. Jetzt bin ich wieder mit meiner Kraft und Weisheit verbunden.

Besim: OK, zeig mir wie das geht. Ich will das auch können. Und wenn ich das kann, dann werde ich der Beste und dann kann ich da auch Anführer werden.

Kjesta: In diesem „Raum erschaffen“ und dem „Netz weben“ gibt es keinen Anführer! Keinen Besten! Das Netz entsteht nur dadurch, dass alle gleich viel dazu beitragen. Diejenigen, die schon besser sind, können nur mehr Raum für die anderen schaffen.

Besim: ??? Kein Anführer? Wer sagt dann, was zu tun ist? Wer entscheidet?

Kjesta: Mein Herz, dein Herz, das Herz von jedem?

Besim: Und warum soll ich da mitmachen? Da bin ein absoluter Anfänger. Bei dem, was ich jetzt mache, bin ich der Chef und das kann ich richtig gut.

Kjesta: Ja, die, die in weltlichen Dingen gut sind, haben es am schwersten. Die verlieren erst mal das, was sie glauben, was sie ausmacht.

Franz: Aber sie finden was Neues, was für alle gut ist.

Besim: Ok, und wie lerne ich das „Netz weben“.

Frekkja: Du musst dich ruhig hinstellen und atmen, deine Hufe gut spüren. Und dann nimm dich selbst wahr. Schau dich ganz ehrlich an, mit all deinen Stärken und all deinen Schwächen. Und dann fange an, dein eigenes Herz zu spüren. Dann fühle das Herz des Wesens, das neben dir steht und dann das Herz des Wesens, das etwas weiter weg steht. Und so weiter bis zu denen, die du kennst und die räumlich gar nicht in deiner Nähe sind. So verbinden wir uns, so vernetzen wir uns. Wir spüren einander und begrüßen uns im Herzen.
Nehmt uns an mit dem, was wir besonders gut können und auch mit dem, wo wir verletzlich sind.

Besim: Aber wenn ich anderen meine Verletzlichkeit zeige, dann kann das Jemand gegen mich verwenden und gegen mich gewinnen.

Kjesta: Ja, aber es geht nicht ums Gewinnen. Du kannst nur am Netzwerk teilnehmen, wenn du mutig genug bist, deine eigene Verletzlichkeit zu sehen und sie mit anderen zu teilen. Daraus entsteht etwas Neues, etwas Starkes.

Besim: Nun, ich soll verletzlich sein, kein Gewinner und kein Anführer....

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